Lange Haare – Zeichen der Weiblichkeit
Wild gelockt, aufwendig geflochten, kunstvoll hochgesteckt oder unkomplizierte Beach Waves - Es gibt viele tolle Frisuren für Frauen und eine ebenso große Auswahl an wunderschönen Perücken. Langes Haar übt nach wie vor eine Faszination auf Menschen aus und wird oft mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht. Das war nicht immer so. Zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Kulturkreisen gibt es diverse Attribute, die langem Haar zugeschrieben werden. Sogar bei Männern. Natürlich muss man kein langes Haar tragen, um feminin zu wirken. Tatsächlich ist es jedoch so, dass wir Frauen mit langem Haar eher als weiblich wahrnehmen.
Wie kommt es eigentlich, dass wir Frisuren mit langem Haar bei Frauen heute als besonders feminin empfinden? Und was hat es mit Klischees zur lockigen Mähne, rotem Haar oder Glatze auf sich? Wir nehmen Sie mit auf einen kleinen Streifzug durch die Geschichte des langen Haupthaares.
Langes Haar als Symbol für Kraft und Jugend
Zu den vielen positiven Attributen, die langem Haar zugeschrieben werden, gehören Eigenschaften wie Kraft und Jugend. Lange seidig-glänzende Haarsträhnen stehen für Gesundheit und Elan. Beispiele für das Symbol von langen Haaren als Sinnbild von Kraft gehen bis auf Sagen des Alten Testaments zurück. Hier sind hauptsächlich Männer Träger dieser Frisur. Prominentes Beispiel ist die Sage von Samson und Delilah. Der auserwählte Held Samson war nur solange unbesiegbar, bis Delilah ihm die Haare schor und damit die Basis seiner Macht und Stärke entzog. Der einst Unbesiegbare wird kraftlos. Erst nachdem die Haare über Jahre nachgewachsen sind, kehrt die Stärke wieder zurück.
Des Weiteren wird langes Haar auch oft mit Jugend und Vitalität in Verbindung gebracht, da jüngere Frauen und Mädchen häufiger langes Haar tragen. Die Tendenz, dass Damen ab einem gewissen Alter sich häufig für kürzere Schnitte bei der Frisur entscheiden, ist eine relativ neue modische Entwicklung. Gerade in den letzten Jahren gibt es die Tendenz, wie früher üblich, auch in höheren Alter wieder vermehrt langes Haar zu tragen. Nicht zuletzt, weil es sehr elegant und feminin wirkt.
Exkurs: Männer und lange Haare
In der griechisch-römischen Antike galt eine andere Tendenz, was die Frisur des Mannes anging: Während Frauen ihr Haar lang zu tragen hatten, blieben Männer bei praktisch-kurz. Dies zeichnete das gepflegte Aussehen des Mannes aus und war vor allem im Militärdienst einfach zu pflegen. Eine Tradition, die übrigens heute noch gilt. Dem standen die barbarischen Völker der Kelten und Germanen gegenüber. Ihre wilden Mähnen und Bärte, die mit Zöpfen durchzogen und durchaus gepflegt waren, galten als unzivilisiert. Gerieten sie in römische Gefangenschaft, wurde ihnen nicht selten der Schädel kahl geschoren. Als Zeichen der Demütigung und dem Verlust der Freiheit. Bei Sklaven war der kahle Schädel zudem mit einem Verlust der eigenen Identität gleichzusetzen.
Im europäischen Mittelalter trugen Männer von Stand die Haare wieder lang, ab dem 18. Jahrhundert war der Zopf groß in Mode. Erinnern wir uns in dem Zusammenhang auch an die kunstvoll aufbereiteten Perücken Ludwig XVI.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kamen lange Haare aus der Mode und Männer ließen sich beim Friseur praktische Kurzhaarfrisuren schneiden. Doch in den 60ern ging die Haarlänge wieder in Richtung lang. Hippies waren für eine lange Mähne bekannt, sie zeigten damit ihre Freiheit und auch einen Protest gegen die soziale Ordnung. Oft wurden die Langhaarigen als “Gammler” verschrien.
Heute ist es vielmehr eine Frage des persönlichen Geschmacks, welche Frisur oder welchen Haarschnitt Männer tragen möchten: Lang, ausrasiert, Surfer-Style oder sogar Glatze - erlaubt ist, wie man(n) sich wohlfühlt.
Langes Haar als Sinnbild für Eleganz
Kommen wir zurück zu den Frauen. Langes Haar gilt seit Jahrhunderten als feminin, da es mit vielen weiblich konnotierten Eigenschaften verknüpft ist. Man verbindet damit Schönheit, Anmut, Eleganz und die Möglichkeit, sich zu verändern. Langes Haar ist nicht praktisch, sondern aufwendig in der Pflege und dem Frisieren selbst. Die Tatsache, dass es besondere Pflege benötigt, dass man immer wieder unterschiedliche Frisuren stylen kann - kunstvolle Hochsteckfrisuren, verspielte Zöpfe oder die klassische Lockenmähne -, machen es zu etwas Kultiviertem. Das Kämmen hat zugleich etwas Meditatives, aber auch etwas Lockendes. Lange Haar sind sinnbildlich für einen Schönheitsbegriff, zu dem es eben auch dazugehört, etwas mehr Zeit und Hingabe in sein Äußeres zu investieren. Das Bild ist uns auch aus Sagen und Legenden bekannt. So soll die Loreley ihr goldenes Haar hoch oben auf einem Rheinfelsen gekämmt und dabei ihr Lied gesungen haben. Ihr bezaubernder Anblick kostete manchen Rheinschiffer in den Untiefen des Flusses das Leben. Eine Kurzhaarfrisur hätte garantiert nicht diese Wirkung gehabt.
Der Bubikopf als Zeichen der Rebellion
Ganz anders in den 1920er-Jahren. Sofern es sich Frau leisten konnte, ging sie zum Friseur und ließ sich eine Kurzhaarfrisur im „Garçon-Stil“ schneiden. Der Bubikopf sorgte für mächtig Wirbel, rüttelte er doch an dem gängigen Frauenbild der Zeit und warf den Trägerinnen Eigensinn vor. Zudem galt er als unweiblich und unmoralisch. Tatsächlich liegen hier die Anfänge der Emanzipation. Der Bubikopf wurde zum Symbol der “Neuen Frau”, die in der Großstadt selbstbestimmt ihr Leben mit Arbeit bestritt. Berühmte Vorbilder wie Coco Chanel, Asta Nielsen oder Josephine Baker trugen diese Kurzhaarfrisur selbstbewusst. Im Gegensatz zu langem Haar punkte der Bubikopf zudem mit Modernität, günstigem Preis und einer einfachen Pflege.
Lockig oder glatt – Hauptsache lang
Die Vielseitigkeit gehört zu den großen Stärken von Langhaarfrisuren. Das wissen viele Frauen zu schätzen. Während den langen Looks gemein ist, dass sie alle feminin wirken, lassen sich die unterschiedlichsten Wirkungen damit erzielen, auch mit dem Spiel mit der Haarlänge wie bei einem Stufenschnitt. Langes Haar kann mit Wellen oder Locken sehr rassig und verwegen wirken. Andererseits kann man mit glattem Haar sehr stilvolle zeitlos-elegante Looks kreieren. Bei dünnem und glattem Haar bringt ein Pony eine tolle Dynamik in die Frisur. Auch über den Scheitel lassen sich viele Variationen erreichen. Herzförmigen Gesichtern steht zum Beispiel sowohl langes, glattes Haar als auch lockiges Haar als Mittelscheitel getragen. Lockiges Haar mit Mittelscheitel steht auch Frauen mit dreieckigem und quadratischem Gesicht gut. Überhaupt findet sich für fast jeden femininen Gesichtstyp ein Langhaarstyle, der einfach hervorragend passt. Kurz gesagt, für jede Frau gibt es eine schicke Langhaarfrisur, die ihren Typ wirkungsvoll unterstützt. Sie möchten wissen, welcher Look zu Ihnen passt? In unserem Ratgeberartikel “Welcher Look passt zu mir? Der passende Stil zu Ihrer Gesichtsform” geben wir hilfreiche Tipps bei der Wahl der richtigen Lang- oder Kurzhaarfrisur. Und da langes Haar so viele eher weiblich besetzte Eigenschaften, wie Eleganz, Anmut, Sanftheit und Grazie widerspiegelt, ist es ganz natürlich, dass wir es als feminin wahrnehmen.